Immer wieder erlebe ich auf Twitter und anderen Social Media Plattformen, wie hart die Fronten sind, wenn es um das Thema Ernährung geht. Und vermutlich wird auch unter diesem Tweet, mit dem ich meinen Kommentar veröffentliche, Twitter wieder brennen. Weil der Kommentar nicht richtig (oder überhaupt nicht) gelesen wird und der ein oder andere versucht zu missionieren. (Anm.: Als derArtikel veröffentlicht wurde, gab es noch kein Mastodon)

Kuh auf der Weide

Es fehlt bei den meisten Missionierenden die Akzeptanz, die Erfahrung und die Empathie für andere Lebenssituationen. Diese sind so unterschiedlich, dass man sie nicht einmal in eine Kategorie einordnen kann. Denn sie sind so individuell wie die Menschen, die in diesen Situationen leben (müssen). Niemand sucht sich belastende Lebensumstände freiwillig aus.

Du willst nur nicht!
Warum eine alleinerziehende Mutter mit behindertem Kind nicht vegan leben kann, interessiert nicht. Sagt sie, es sind finanzielle oder gesundheitliche Gründe, kommen sofort User die sagen: “Nein, du willst nur nicht, das ist eine Ausrede!“ und ergehen sich in tausende Beispiele was sie alles besser machen kann.
Dass sie dabei die Gefühle der Mutter, (oder auch jedem anderen in vergleichbaren Situationen) verletzen interessiert sie dabei herzlich wenig. Denn die Mutter (und jede andere Person) weiß sehr wohl was sie kann und was nicht, denn sie lebt ja in der Situation. Sie ist Expertin im täglichen Kampf um Würde, Schutz, Finanzen und Gesundheit ihrer Familie.

Generell ist der Ton in den Sozialen Netzwerken rauer geworden. Vermutlich ist es der seit nunmehr 2 Jahre dauernden Corona Pandemie geschuldet. Das darf jedoch keine Entschuldigung seine guten Umgangsformen zu vergessen.

Der tägliche Kampf ums Überleben, Schutz vor Ansteckung, die Angst um die eigenen Kinder und mangelnde Unterstützung der Kultusministerkonferenz haben uns mürbe gemacht.

Querdenker und ihr oftmals gewaltsames und radikales Auftreten, machen die Situation nicht besser.

Erschwerend kommt seit Februar 2022 noch der Ukrainekrieg hinzu, der nicht nur finanziell die Menschen an den Rand ihrer Kräfte bringt.

Nicola, Anmerkung meinerseits und persönliche Meinung.

Umweltschutz – Gutes Argument

Natürlich mache ich mir persönlich Gedanken um den Umweltschutz. Passt auf, gleich brennts wieder❗

Wir essen wenig Fleisch. Zum einen wegen unserem schmalen Geldbeutel, zum anderen eben weil ich aus Gründen darauf achte wo unser Fleisch her kommt.

Meine erste Ausbildung begann ich, mit 16 Jahren, 1989 in einer Supermarktkette, die es heute nicht mehr gibt. Mein erlernter Beruf: Fachverkäuferin im Nahrungsmittelhandwerk, Fachrichtung Fleischerei.

Was ich im ersten halben Jahr in der Filiale, wo ich meine Ausbildung begann, erlebt habe möchte ich hier nicht wiedergeben. Nur so viel: Ich habe lange keine Wurst mehr gegessen, wo ich nicht sehen konnte was drin war. (Heutzutage gibt es viel strengere Vorschriften als damals, ihr könnt beruhigt weiter essen.)

Nach einem halben Jahr wechselte ich die Filiale und merkte, dass ich das was ich bis dahin dort gelernt hatte getrost vergessen konnte. Nach weiteren 6 Monaten konnte ich auch wieder Wurst essen.

Nach meiner Ausbildung wechselte ich in eine richtige Metzgerei und erst da lernte ich tatsächlich etwas über Fleisch, Herkunft, Aufzucht, Regionalität, richtige Verarbeitung usw. Später wechselte ich in weitere Betriebe und lernte immer mehr dazu und auch da war Umweltschutz schon ein großes Thema.

Diese Erfahrungen haben mich bis heute geprägt, weshalb ich nach Möglichkeit darauf achte wo ich was kaufe.

Ein paar Tricks aus dem Bereich Partyservice/Catering habe ich hier in meinem ersten Newsletter veröffentlicht.

Ja Umweltschutz und den bewussten nachhaltigen Umgang mit Lebensmittel finde ich wichtig. Dennoch ist nicht jeder in der glücklichen Lage die finanziellen Mittel zu haben. Und nein, darüber wird nicht diskutiert. Niemand kann sich ein Urteil darüber erlauben, wie andere leben (müssen).

HartzIV – Gesunde und nachhaltige Ernährung Fehlanzeige

Wer Transferleitungen bezieht, weiß was ich meine.
  • Miete
  • Strom
  • Telefon, Internet, Handy Bildung
  • Versicherungen
  • Benzin/Fahrtkosten (Einkaufen, Therapien, Ärzte, Jobcenter, Tafel, usw.)
  • Gebühren für Medikamente
  • Bekleidung für Kinder
  • Schulmaterial Bildung
  • Ausstattung für Schule, Kinderzimmer, Wohnung
  • Reparatur/Neuanschaffung, Elektrogeräte, Verbrauchsgüter
  • Schulausflüge Bildung
  • Bekleidung nach Jahreszeiten
  • Gebühren für Bildung wie Bibliotheken und andere Informationsquellen wie Fernsehen, Podcasts usw. (Streamingdienste)
  • Hygieneartikel
  • Waschmittel
  • Porto
  • Schreibzeug, Druckerpapier, Tinte (z.B. Homeschooling) Bildung

Und erst, wenn alles bezahlt ist, kommen die Lebensmittel. Oftmals muss man mit dem vorhandenen Geld jonglieren, um irgendwie über die Runden zu kommen. Selten reicht es um alle Kosten zu decken. Die hier aufgeführte Grafik zeigt den aktuellen Regelsatz für eine alleinstehende Person für 2022.
Für Kinder ist der Satz natürlich geringer, weil eben Kinder und die brauchen ja nicht so viel. Sucht in der Grafik mal den Anteil für Bildung und dann vergleicht sie mit den fett markierten Einträgen in der oben aufgeführten Liste.

Bildung gefunden? Ja es gibt BuT (Bildung und Teilhabepaket) aber selbst das ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein im Vergleich zu den tatsächlichen Kosten. Und mal ehrlich, wer stellt für einen Schulausflug von 5€ (oder mehr oder weniger) schon jedes mal❗ einen separaten Antrag?

Ab 2023 heißt HartzIV dann Bürgergeld!

Der Regelsatz erhöht sich von 449 € auf 502 €. Alles andere bleibt weitestgehend gleich!

Kluge Tipps von Besserwissern

Strom und Energiesparen
Wie gesagt, die Ernährung fällt den vielen Lebenshaltungskosten zum Opfer. 38,07€ für Strom sind bewilligt. Niemand zahlt so wenig Strom im Monat. Ich zahle monatlich 111€ aus dem Regelsatz und wir haben inzwischen LED Lampen und größtenteils energiesparende Geräte. Dank der Flutkatastrophe konnten wir einige neue Geräte anschaffen.
Und die Geräte, die noch nicht erneuert sind können nicht erneuert werden, das das Geld dafür fehlt. Neuanschaffungen fallen nämlich auch unter die 38,07€. Auch Wohnungsinstandhaltung zählt dazu. (Regelsatz 2022)

Dann fahr doch mit ÖPVN – das ist billiger!!!!

In vielen Städten und Gemeinden gibt es ein Sozialticket, mit dem man kostenlos den ÖPNV nutzen kann. Bei uns nicht und in vielen anderen Regionen auch nicht. Wer in den Genuss kommt ein Sozialticket zu erhalten, darf sich privilegiert fühlen.

Lebt man in einem Ballungsgebiet ist die Nutzung von ÖPVN oder Fahrrad durchaus möglich. Lebt man nicht in einem Ballungsgebiet ist man auf ein Auto angewiesen. Und das betrifft nicht nur Empfänger von Transferleistungen.

Ja, dann musst du halt in die Stadt ziehen oder in die Nähe der Arbeitsstelle. Das sind alles faule Ausreden, warum du ein Auto benutzt!!!

So kürzlich unter einem Tweet gelesen. Würde die Tweeterstellerin dem nachkommen, müsste sich sich von ihrem Mann und ihrem Kind trennen, einen eigenen Hausstand gründen und somit wertvollen Wohnraum blockieren. Alternativ ihre gute Arbeitsstelle kündigen.

Denn Wohnraum ist knapp und teilweise unbezahlbar geworden. Für Empfänger von Transferleistungen erst recht. Viele Vermieter wollen niemanden, der Leistungen vom Jobcenter bezieht. Familien mit Kindern nicht und Alleinerziehende mit Kindern erst recht nicht.

Das Video ist von Anfang 2022. Der Ukrainekrieg hatte noch nicht begonnen. Seitdem hat sich die Inflationsrate nahezu verdoppelt. Leebensmittel sind bis zu 80% teurer geworden.

Nun ist die Twitterin und ihre Familie aus dem voran gegangenem Abschnitt, gesund. Das Glück haben nicht alle Menschen in diesem Land. Manche sind behindert, krank oder haben behinderte Angehörige die gepflegt werden müssen. Und einige sind selbst chronisch krank und haben ein behindertes, schulpflichtiges Kind.
“Die beste Krankheit ist nichts wert!”
Das pflegte mein Ausbilder zu sagen. Er hatte Recht, denn Krankheit und Behinderung kosten Geld. Viel Geld. Und dabei spielt es keine Rolle ob man ein gesichertes Einkommen hat oder Transferleistungen bezieht. Wobei die, die ein (hohes) gesichertes Einkommen haben, können flexibler sein, als Einzelpersonen oder Familien mit geringerem Einkommen. Was nicht bedeutet, dass mittelständische Familien keine finanziellen Probleme haben, wenn es um die Gesundheit geht.
Krankheiten kosten nicht nur Geld sondern auch Zeit. Zeit für die Pflege, Papierkram, Krieg mit der Krankenkasse, Recherche nach günstigen Angeboten für Hilfsmittel oder Zutaten für besondere Ernährung. Hat man die finanziellen Mittel ist eine besondere Ernährungsform leichter (nicht einfacher) zu bewerkstelligen. Ist man auf Sozialleistungen angewiesen ist die besondere Ernährung schon ein größeres Problem. Denn es werden nur sehr wenige Krankheiten oder Behinderungen ernährungstechnisch im Mehrbedarf berücksichtigt.

Allergien, Unverträglichkeiten und mehr
In einer Diskussion um Vegane Ernährung wurden Alternativen genannt aus denen man schmackhafte Mahlzeiten zubereiten kann. Grundlage waren Hülsenfrüchte und Bohnen. Finde ich persönlich sehr toll, nur kann ich diese nicht einfach so essen, da ich dagegen allergisch bin.
So wie mir geht es vielen anderen Menschen in unterschiedlichen Varianten. Ich rede nicht von den fertigen Produkten, die es im Kühlregal zu kaufen gibt. Alleine da muss ich genau auf die Inhaltsstoffe achten, denn so manche Zutat taucht da nicht unbedingt mit Namen genannt auf. Was übrigens legal ist. Verbraucherschützer warnen immer wieder davor und fordern eine entsprechende gesetzliche Änderung.
Ich habe oft schlichtweg nicht die Zeit mich stundenlang durch Zutatenlisten zu wälzen um letztendlich festzustellen, dass die für mich nicht in Frage kommen.

Alles selber machen?

Ich kann kochen, sehr gut sogar. Immerhin habe ich das in vielen Weiterbildungen gelernt. Es geht um Zeit. Zeit ist Geld und viele haben weder das eine noch das andere.

Denn der Tagesablauf ist voll gepackt mit Terminen, Pflege der Kinder, Haushalt und sehr viel Papierkram und so mancher muss nebenbei halt noch ein wenig arbeiten, hat lange Arbeitswege und ist abends, wenn alles erledigt ist schlichtweg zu müde um noch irgendwas in der Küche zu basteln.

Ja Klaus-Dieter und Gertrud, ich weiß. Ihr könnt das alles prima unter einen Hut bringen. Ihr seid phantastisch, wirklich. Aber ihr habt weder mein Leben noch das von anderen und ihr könnt euer Leben nicht mit unserem Vergleichen.❗❗❗

Und mal ganz ehrlich. Was Umweltschutz angeht sind Personen mit geringem Einkommen generell besser aufgestellt, wie manch einer der 3 x im Jahr in Urlaub fliegt oder zu zweit eine 100m² Wohnung bewohnt.

Zufällig hat @quarkswdr heute eine passende Grafik veröffentlicht.

Ich bin wirklich sehr kreativ was kochen und backen angeht. Ja ich mach sogar meinen Joghurt selber, wenn wir uns die Milch (oder Ersatzprodukte) leisten können. Ich backe auch gerne Brot und Brötchen selber. Wobei der Strom teurer wird und nicht jeder mal eben den Stromanbieter wechseln kann.
Leider hat uns unser Gefrierschrank mitsamt Inhalt im vergangenem Jahr beim Hochwasser verlassen. Das hat nicht nur zu dem Zeitpunkt ein großes Loch in der Haushaltskasse hinterlassen, sondern noch viele weitere Monate. Denn die Hochwasserhilfe kam erst jetzt und ich freue mich in wenigen Tagen wieder einen Tiefkühlschrank mein eigen nennen zu dürfen.
Dann kann ich endlich wieder auf Vorrat einkaufen, Brötchenrohlinge produzieren und allerlei Gerichte vorbereiten, was mir persönlich mehr Zeit verschafft.
Die vergangenen Monate seit dem 14. Juli 2022 musste ich fast täglich einkaufen, konnte kaum Angebote wahrnehmen und habe dadurch hochgerechnet mehrere Hundert Euro verloren. Von der Zeit rede ich erst gar nicht.
Aber du hast doch Zeit???
Nein, habe ich nicht. Mein Tag beginnt um 5 Uhr morgens und endet meist um 21 Uhr auf der Couch, wenn ich endlich 5 Minuten Ruhe habe und die Katzen mich schnurrend in den Schlaf begleiten.
Dazwischen sind Kinder zu versorgen, Haushalt zu machen, Papierkram erledigen, einkaufen, putzen, Wäsche waschen, kochen, Arzttermine wahrzunehmen, die Kinder zu ihren Therapien zu fahren und mal eben zwischendurch eines der Kinder aus der Schule abzuholen weil krank, Panikattacke, Overload und was weiß ich noch alles.
Da ich Arthrose und mehrere Bandscheibenvorfälle habe, kann ich nicht an einem Stück durcharbeiten. Was bedeutet ich muss zwischendurch sitzen. Sitze ich erledige ich Papierkram. Einkaufen kann ich nur mit dem Auto, weil ich keine vollen Taschen tragen kann und der einzige Supermarkt im Dorf nie Waren hat.
Ich habe einen “Stundenplan” der durch unvorhergesehene Vorfälle arg ins Wanken gerät. Ich habe schlichtweg keine Zeit.
Und dennoch bemühe ich mich irgendwie meine Kinder gesund zu ernähren (klappt nicht immer), die Umwelt zu schonen, in dem ich versuche so nachhaltig wie möglich zu leben, Autofahrten so zu planen, dass ich keine Leerfahrten habe. Ich wohne auf dem Land, außerhalb der Stadt, weil diese zu laut für uns ist und nebenbei für mich lufttechnisch nicht besonders gesund ist.
Und als ob das nicht schon alles reichen würde, gab es 2021 noch diverse Katastrophen in unserem Leben, die wohl niemand selbst erleben möchte.
Liebe Leute, es ist vollkommen egal ob jemand vegan, vegetarisch oder sonst wie lebt. Was wichtig ist sind die eigene Gesundheit und respektvoller, nachhaltiger Umgang mit Ressourcen. Wie das aussieht kann jeder nur für sich selbst beantworten.
Fakt ist, wer wenig hat, geht viel gewissenhafter mit allem um als jemand der es sich leisten kann Bekleidung und Lebensmittel aus nachhaltigem Bioanbau zu konsumieren.
Hört auf gegeneinander zu wettern und fangt endlich an miteinander zu reden statt zu schreien, akzeptiert wenn jemand etwas nicht kann. Derjenige wird seine Gründe haben nicht ständig vegan oder vegetarisch leben zu können.
Ein kluger Kopf sagte mir einmal
Es gibt viele gute Philosophien. Man kann sich aus jeder das Beste für sich herausholen ohne gleich eine neue Religion zu schaffen und andere zu missionieren.


Und damit schließe ich jetzt meinen Kommentar und sage Feuer frei.

Leckere Grüße

Eure Pinf

Kuh auf der Weide