Immer wieder erlebe ich auf Twitter und anderen Social Media Plattformen, wie hart die Fronten sind, wenn es um das Thema Ernährung geht. Und vermutlich wird auch unter diesem Tweet, mit dem ich meinen Kommentar veröffentliche, Twitter wieder brennen. Weil der Kommentar nicht richtig (oder überhaupt nicht) gelesen wird und der ein oder andere versucht zu missionieren. (Anm.: Als derArtikel veröffentlicht wurde, gab es noch kein Mastodon)
Es fehlt bei den meisten Missionierenden die Akzeptanz, die Erfahrung und die Empathie für andere Lebenssituationen. Diese sind so unterschiedlich, dass man sie nicht einmal in eine Kategorie einordnen kann. Denn sie sind so individuell wie die Menschen, die in diesen Situationen leben (müssen). Niemand sucht sich belastende Lebensumstände freiwillig aus.
Generell ist der Ton in den Sozialen Netzwerken rauer geworden. Vermutlich ist es der seit nunmehr 2 Jahre dauernden Corona Pandemie geschuldet. Das darf jedoch keine Entschuldigung seine guten Umgangsformen zu vergessen.
Der tägliche Kampf ums Überleben, Schutz vor Ansteckung, die Angst um die eigenen Kinder und mangelnde Unterstützung der Kultusministerkonferenz haben uns mürbe gemacht.
Querdenker und ihr oftmals gewaltsames und radikales Auftreten, machen die Situation nicht besser.
Erschwerend kommt seit Februar 2022 noch der Ukrainekrieg hinzu, der nicht nur finanziell die Menschen an den Rand ihrer Kräfte bringt.
Umweltschutz – Gutes Argument
Natürlich mache ich mir persönlich Gedanken um den Umweltschutz. Passt auf, gleich brennts wieder❗
Wir essen wenig Fleisch. Zum einen wegen unserem schmalen Geldbeutel, zum anderen eben weil ich aus Gründen darauf achte wo unser Fleisch her kommt.
Meine erste Ausbildung begann ich, mit 16 Jahren, 1989 in einer Supermarktkette, die es heute nicht mehr gibt. Mein erlernter Beruf: Fachverkäuferin im Nahrungsmittelhandwerk, Fachrichtung Fleischerei.
Was ich im ersten halben Jahr in der Filiale, wo ich meine Ausbildung begann, erlebt habe möchte ich hier nicht wiedergeben. Nur so viel: Ich habe lange keine Wurst mehr gegessen, wo ich nicht sehen konnte was drin war. (Heutzutage gibt es viel strengere Vorschriften als damals, ihr könnt beruhigt weiter essen.)
Nach einem halben Jahr wechselte ich die Filiale und merkte, dass ich das was ich bis dahin dort gelernt hatte getrost vergessen konnte. Nach weiteren 6 Monaten konnte ich auch wieder Wurst essen.
Nach meiner Ausbildung wechselte ich in eine richtige Metzgerei und erst da lernte ich tatsächlich etwas über Fleisch, Herkunft, Aufzucht, Regionalität, richtige Verarbeitung usw. Später wechselte ich in weitere Betriebe und lernte immer mehr dazu und auch da war Umweltschutz schon ein großes Thema.
Diese Erfahrungen haben mich bis heute geprägt, weshalb ich nach Möglichkeit darauf achte wo ich was kaufe.
Ein paar Tricks aus dem Bereich Partyservice/Catering habe ich hier in meinem ersten Newsletter veröffentlicht.
Ja Umweltschutz und den bewussten nachhaltigen Umgang mit Lebensmittel finde ich wichtig. Dennoch ist nicht jeder in der glücklichen Lage die finanziellen Mittel zu haben. Und nein, darüber wird nicht diskutiert. Niemand kann sich ein Urteil darüber erlauben, wie andere leben (müssen).
HartzIV – Gesunde und nachhaltige Ernährung Fehlanzeige
- Miete
- Strom
- Telefon, Internet, Handy Bildung
- Versicherungen
- Benzin/Fahrtkosten (Einkaufen, Therapien, Ärzte, Jobcenter, Tafel, usw.)
- Gebühren für Medikamente
- Bekleidung für Kinder
- Schulmaterial Bildung
- Ausstattung für Schule, Kinderzimmer, Wohnung
- Reparatur/Neuanschaffung, Elektrogeräte, Verbrauchsgüter
- Schulausflüge Bildung
- Bekleidung nach Jahreszeiten
- Gebühren für Bildung wie Bibliotheken und andere Informationsquellen wie Fernsehen, Podcasts usw. (Streamingdienste)
- Hygieneartikel
- Waschmittel
- Porto
- Schreibzeug, Druckerpapier, Tinte (z.B. Homeschooling) Bildung
Bildung gefunden? Ja es gibt BuT (Bildung und Teilhabepaket) aber selbst das ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein im Vergleich zu den tatsächlichen Kosten. Und mal ehrlich, wer stellt für einen Schulausflug von 5€ (oder mehr oder weniger) schon jedes mal❗ einen separaten Antrag?
Ab 2023 heißt HartzIV dann Bürgergeld!
Der Regelsatz erhöht sich von 449 € auf 502 €. Alles andere bleibt weitestgehend gleich!
Kluge Tipps von Besserwissern
Dann fahr doch mit ÖPVN – das ist billiger!!!!
In vielen Städten und Gemeinden gibt es ein Sozialticket, mit dem man kostenlos den ÖPNV nutzen kann. Bei uns nicht und in vielen anderen Regionen auch nicht. Wer in den Genuss kommt ein Sozialticket zu erhalten, darf sich privilegiert fühlen.
Lebt man in einem Ballungsgebiet ist die Nutzung von ÖPVN oder Fahrrad durchaus möglich. Lebt man nicht in einem Ballungsgebiet ist man auf ein Auto angewiesen. Und das betrifft nicht nur Empfänger von Transferleistungen.
Ja, dann musst du halt in die Stadt ziehen oder in die Nähe der Arbeitsstelle. Das sind alles faule Ausreden, warum du ein Auto benutzt!!!
So kürzlich unter einem Tweet gelesen. Würde die Tweeterstellerin dem nachkommen, müsste sich sich von ihrem Mann und ihrem Kind trennen, einen eigenen Hausstand gründen und somit wertvollen Wohnraum blockieren. Alternativ ihre gute Arbeitsstelle kündigen.
Denn Wohnraum ist knapp und teilweise unbezahlbar geworden. Für Empfänger von Transferleistungen erst recht. Viele Vermieter wollen niemanden, der Leistungen vom Jobcenter bezieht. Familien mit Kindern nicht und Alleinerziehende mit Kindern erst recht nicht.
Das Video ist von Anfang 2022. Der Ukrainekrieg hatte noch nicht begonnen. Seitdem hat sich die Inflationsrate nahezu verdoppelt. Leebensmittel sind bis zu 80% teurer geworden.
Nun ist die Twitterin und ihre Familie aus dem voran gegangenem Abschnitt, gesund. Das Glück haben nicht alle Menschen in diesem Land. Manche sind behindert, krank oder haben behinderte Angehörige die gepflegt werden müssen. Und einige sind selbst chronisch krank und haben ein behindertes, schulpflichtiges Kind.
“Die beste Krankheit ist nichts wert!”
Das pflegte mein Ausbilder zu sagen. Er hatte Recht, denn Krankheit und Behinderung kosten Geld. Viel Geld. Und dabei spielt es keine Rolle ob man ein gesichertes Einkommen hat oder Transferleistungen bezieht. Wobei die, die ein (hohes) gesichertes Einkommen haben, können flexibler sein, als Einzelpersonen oder Familien mit geringerem Einkommen. Was nicht bedeutet, dass mittelständische Familien keine finanziellen Probleme haben, wenn es um die Gesundheit geht.
Krankheiten kosten nicht nur Geld sondern auch Zeit. Zeit für die Pflege, Papierkram, Krieg mit der Krankenkasse, Recherche nach günstigen Angeboten für Hilfsmittel oder Zutaten für besondere Ernährung. Hat man die finanziellen Mittel ist eine besondere Ernährungsform leichter (nicht einfacher) zu bewerkstelligen. Ist man auf Sozialleistungen angewiesen ist die besondere Ernährung schon ein größeres Problem. Denn es werden nur sehr wenige Krankheiten oder Behinderungen ernährungstechnisch im Mehrbedarf berücksichtigt.
Alles selber machen?
Ich kann kochen, sehr gut sogar. Immerhin habe ich das in vielen Weiterbildungen gelernt. Es geht um Zeit. Zeit ist Geld und viele haben weder das eine noch das andere.
Denn der Tagesablauf ist voll gepackt mit Terminen, Pflege der Kinder, Haushalt und sehr viel Papierkram und so mancher muss nebenbei halt noch ein wenig arbeiten, hat lange Arbeitswege und ist abends, wenn alles erledigt ist schlichtweg zu müde um noch irgendwas in der Küche zu basteln.
Ja Klaus-Dieter und Gertrud, ich weiß. Ihr könnt das alles prima unter einen Hut bringen. Ihr seid phantastisch, wirklich. Aber ihr habt weder mein Leben noch das von anderen und ihr könnt euer Leben nicht mit unserem Vergleichen.❗❗❗
Und mal ganz ehrlich. Was Umweltschutz angeht sind Personen mit geringem Einkommen generell besser aufgestellt, wie manch einer der 3 x im Jahr in Urlaub fliegt oder zu zweit eine 100m² Wohnung bewohnt.
Zufällig hat @quarkswdr heute eine passende Grafik veröffentlicht.
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